Projekttag zu den Novemberpogromen vom 9. auf den 10. November 1938 mit Sophia-Marie Hohmann

Wider das Vergessen

Bilingualer Geschichtskurs der Jahrgangsstufe 10 beschäftigt sich mit jüdischem Leben in Burghaun

Projekttag zu den Novemberpogromen vom 9. auf den 10. November 1938 mit Sophia-Marie Hohmann

Zur Vorbereitung auf die Stolpersteinverlegung am 10. November 2023 besuchte die Geschichts- und Politikstudentin Sophia-Marie Hohmann, welche auch Mitglied des Geschichtsvereins Burghaun ist und sich wissenschaftlich mit dem Thema Holocaust und den Novemberpogromen des Jahres 1938 auseinandersetzt, den bilingualen Geschichtsunterricht der Klassen 10.

Zunächst ermunterte Frau Hohmann die Schülerinnen und Schüler sich Bilder anzusehen, die die Verfolgung der Juden zur Zeit des Zweiten Weltkrieges veranschaulichen. Jeder sollte sich ein Foto bzw. Bild auswählen und dieses zunächst einzeln betrachten. Im Austausch arbeiteten die Jugendlichen dann heraus, was abgebildet ist. Eines der Bilder zeigte zum Beispiel die abgebrannte Synagoge von Burghaun, andere Bilder boten Einblick in Vernichtungs- und Konzentrationslager, wieder ein anderes zeigte einen Bezug zum aktuellen Nahost-Konflikt.

In der nun folgenden Einheit thematisierten die Schülerinnen und Schüler das Leben der Burghauner Familie Stern. Die Gruppen konnten sich aussuchen, ob sie sich mit Bellas oder Ferdinand Feiber Sterns Lebensbericht befassten. Für beide wurde nämlich an der Gedenkfeier am 10. November in Burghaun je ein Stolperstein verlegt.

Als die NSDAP unter Adolf Hitler die politische Macht in Deutschland übernommen hatte, verschlimmerte sich der Judenhass, was auch die jüdische Familie Stern aus Burghaun stark spürte. Die Familienmitglieder fühlten sich nicht mehr sicher in Deutschland und flohen gleich nach der Machtübertragung an Hitler im Jahr 1933 in die Niederlande. Bella heiratete im Jahr 1937 den christlichen Niederländer Jakob van Leeuwen und bekam mit diesem drei Kinder, die sie später, als 1940 die Deutschen die Niederlande angriffen, an christliche Bekannte abgab. Die Niederlande wurden durch den Einfluss der Deutschen Stück für Stück an das deutsche nationalsozialistische System angepasst, wodurch die Situation der Juden immer unsicherer wurde. Bella und ihr Ehemann tauchten ab, wurden allerdings verhaftet und in Viehwagons in Konzentrationslager in Osteuropa deportiert. Sie kamen nach Auschwitz-Birkenau genau wie ihr Bruder Ferdinand. Ihr vermuteter Todestag in der Gaskammer ist der 11. Februar 1944. Die überlebenden Schwestern adoptierten nach dem Krieg Bellas Kinder, die heute alle in Israel leben.

Am Ende der Stunde kamen die Schülerinnen und Schüler in den Austausch über die gelesenen Berichte. Dabei konnten die Jugendlichen ihre Fragen zu dem Thema an Frau Hohmann stellen, wobei auch Bezüge zum aktuellen Krieg im Nahen Osten erkannt wurden.

Anna Lühn sagt: "Wir Schülerinnen und Schüler sind entsetzt über die Grausamkeiten gegenüber der jüdischen Bevölkerung, die auch hier in der Hünfelder Umgebung stattgefunden haben. Die Doppelstunde hat uns einen guten Einblick in das Thema gegeben und uns angestoßen mehr darüber nachzudenken."

Anna Lühn und Atinka Ries

Bilder von der Verlegung der Stolpersteine von Konstanze Lepel

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