Adventskonzert der Wigbertschule 2023
Wenn 60 Schülerinnen und Schüler mit Kerzen in den Händen summend in eine dunkle Kirche einziehen, ist das nicht nur ein Hingucker, sondern zugleich ein zutiefst berührender Moment. So geschehen beim Adventskonzert der Wigbertschule Hünfeld am Donnerstag vor den Weihnachtsferien: Die Gäste der übervollen Hünfelder Klosterkirche erlebten Streicher, Bläser und Sänger, die in den vergangenen Wochen fleißig dafür geprobt hatten.
Nach der Begrüßung durch Matthias Leibold, dem stellvertretenden Schulleiter der Wigbertschule, eröffnete das Blasorchester Bl-O-W unter der musikalischen Leitung von Martin Genßler festlich den Abend mit der Bearbeitung von Bachs „Vom Himmel hoch“. Dass auch die jüngsten Schüler der Wigbertschule etwas zum Adventskonzert beitragen konnten, zeigte sich beim Auftritt der Bläserklasse der Jahrgangsstufe 5, die erst seit vier Monaten überhaupt ihre Instrumente lernen. Sie brachten unter Leitung von Martin Genßler „Ihr Kinderlein kommet“ und „Jingle Bells“ zu Gehör. Auch die Mädchen und Jungen der Bläserklasse der Jahrgangsstufe 6 stellten sich mit „Frosty, the Snowman“ von Steve Nelson und „Up on a housetop“ als souveräne Blasmusiker vor. Weitere bekannte Weihnachtslieder spielten die Jungen Streicher des Kammerorchesters unter Leitung von Katharina Antonovska, die in einigen Familien sicherlich auch am Heiligen Abend zu hören sein werden. Das geistliche Lied „Menschen auf dem Weg“ von Jo Akepsimas und das Lied „Let it go“ aus dem Disney-Film „Die Eiskönigin“ von Kristen Anderson-Lopez gab das Vororchester „Junior Bl-O-W“ unter der Leitung von Martin Genßler mit den jüngeren Bläsern zum Besten.
Während in den meisten Ensembles der Wigbertschule Schülerinnen und Schüler musizieren, gibt es auch für sangesfreudige Lehrkräfte die Möglichkeit, gemeinsam zu musizieren: Unter Leitung von Studienrätin Pia-Maria Sauer hatten etliche Sängerinnen und Sänger des Lehrerprojektchores die A-cappella-Stücke „Hark! The Herald Angels Sing“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, „O Jesulein süß“ von Max Reger und „Tochter Zion“ von Georg Friedrich Händel einstudiert.
Vielfältige Klangfarben und kreative Interpretationsweisen sind Kennzeichen des Blasorchester „Bl-O-W“, das unter Leitung von Martin Genßler Carl Strommens „Prelude on an American Spiritual“ zu Gehör brachte. Darin werden verschiedene amerikanische Gospels zusammengeführt, wie „Oh Lord, what a morning“. Darauf folgte „A jazzy Christmas“ von Johnnie Vinson, ein Potpourri von amerikanischen Christmas-Songs. Mit allerlei rhythmischen und harmonischen Wendungen konnte „Bl-O-W“ zur Einstimmung auf das kommende Fest beitragen.
Barocke Weihnachtsfreude kam beim anschließenden Auftritt des Kammerorchesters Hünfeld und Wigbertschule auf. Unter Leitung von Oberstudienrat Thomas Nüdling konnte das Auditorium das Konzert für zwei Celli und Orchester von Antonio Vivaldi hören. Dabei brillierten als Solisten Julia Kim und Lukas Neuhof.
Zahlenmäßig die größte Gruppe dieses Konzertes war der Schulchor „WiVox“ unter der Leitung von Thomas Nüdling. Nach dem stimmungsvollen Einzug der etwa 60 Sänger aus allen Jahrgangsstufen stand als Höhepunkt des Abends das „Magnificat“ von Thomas Nüdling auf dem Programm. Bei diesem Werk musizierten das Kammerorchester, erweitert um Holz- und Blechbläser sowie Perkussion, und der Schulchor „WiVox“ unter der Leitung des Komponisten zusammen.
Das Magnificat ist das Lied Marias beim Besuch bei ihrer Cousine Elisabeth. Die Begeisterung Marias über die bevorstehende Geburt ihres Kindes wird im einleitenden ersten Satz ausgedrückt: Wie auf einem Trampolin, das die Streicher leicht und mühelos ausbreiteten, bewegte sich die heitere Melodik des „Magnificat“ in die Höhe. Dabei erinnerten die Einwürfe von Pauke und Blechbläsern an zeitgenössische Filmmusik. Tief zu Herzen gehend konnte im zweiten Satz die Arie der Maria empfunden werden, die wunderschön von Maja Koch (Q3) interpretiert wurde. Im Wechsel mit den Sopran- und Altstimmen des Chores konnten im dritten Satz die Altistin Charlotte Gute (Q3) und die Sopranistin Anna Ziert (Gast) die großen Taten Gottes an den Menschen in allen Zeiten („a progenie in progrenies“) kundtun. Dass diese Taten nicht nur leise, sondern mitunter auch laut und kräftig sein können, zeigte der ausführlich komponierte vierte Satz, in dem die Sopranistin mit dem Chor, v.a. den Männerstimmen, und den Blechbläsern wetteiferte. Kraftvoll und fanfarenartig verbildlichte Nüdling die gewaltigen Taten Gottes. Dass Gott gleich auch die Hungernden speist, verkündete die brillant singende Anna Ziert in „Esurientes implevit bonis“ sehr eindrücklich. Im Stile eines Psalmisten erinnerte der Baritonsolist Simon Roth (Q1) an die bereits an Abraham verheißene Erlösung. Dies griff der Chor auf und führte den Gedanken bis zur abschließenden Doxologie, dem Lobpreis an die Dreifaltigkeit, fort, in dem die Motive des ersten Satzes wieder aufgegriffen wurden. Mit diesem ca. 30-minütigen Werk hat Nüdling bewiesen, dass er große sinfonische Musik auch mit den Möglichkeiten schulischer Ensembles aufführen kann.
Der Abend klang aus mit „Macht hoch die Tür“, gemeinsam von Streichern, Bläsern, Sängern und allen Anwesenden musiziert. Mit einem äußerst beeindruckenden Adventskonzert, an dem mehr als 200 Musiker mitwirkten, wurden die Gäste schließlich in einen stürmischen vorweihnachtlichen Abend entlassen.
Christoph Heigel